Hier ist er nun, der angekündigte dritte Teil unseres großen EOS 5D Mark II Tests. Neben dem Autofokus geht es um die Leistung der Kamera, den Live-View-Modus und die Serienbild-Funktion.

 

Autofokus

Die EOS 5D Mark II verfügt über dasselbe AF-System wie die EOS 5D. Neun AF-Messfelder sind rautenförmig angeordnet. Im Zentrum befindet sich ein Kreuzsensor. Er spricht zum einen auf waagrechte und senkrechte Strukturen im Motiv an. Zum anderen arbeitet er optimal mit Objektiven bis zur Lichtstärke 1:2,8 zusammen, die wegen ihrer sehr schmalen Schärfenzone anspruchsvoller in Sachen Scharfstellung sind, als lichtschwächere Varianten. Innerhalb des Kreises, der das Spotmessfeld markiert, sind ober- und unterhalb des zentralen Messfeldes je drei weitere Hilfs-Messfelder angeordnet, die auf der Einstellscheibe nicht angezeigt werden. Sie springen ein, wenn das Objekt bei der Schärfennachführung nicht exakt vom zentralen Messfeld erfasst wird, sondern ein bisschen drum herum eiert.

Man kann die Wahl des aktiven Messfeldes der Automatik überlassen. Dann wird auf das Motivteil scharfgestellt, das der Kamera am nächsten ist. Das ist für Schnappschuss-Situationen interessant und hilfreich. Allerdings kann die beste Automatik nicht wirklich wissen, worauf es im Bild ankommt. Daher ist die manuelle Wahl des passenden Messfeldes besser. In der Regel kommt man sehr gut mit dem zentralen Messfeld klar, auch wenn man nach dem Scharfstellen mit gespeicherter Schärfe den Bildausschnitt ändert. Bei großen Blenden (sehr schmale Schärfenzone) und geringen Abständen kann es allerdings passieren, dass bei der Wahl eines neuen Bildausschnitts das Hauptmotiv aus der Schärfe wandert. Aber dafür gibt es die dezentralen Messfelder und die Möglichkeit, manuell nachzufokussieren.

Als Autofokusbetriebsarten bietet die EOS 5D Mark II die von Canon SLR- und D-SLR-Modellen hinlänglich bekannten Varianten

  • One Shot
  • AI Focus
  • AI Servo

One Shot bedeutet, dass die Schärfe durch Andrücken des Auslösers bzw. des AF-ON-Knopfes gespeichert wird, und dass eine Scharfstellung stattgefunden haben muss, ehe die Auslösung erfolgen kann. Das ist die richtige Betriebsart für ruhende Motive oder solche, die sich nur langsam bewegen.

 

AI Servo bedeutet, dass die Schärfe immer wieder neu eingestellt wird, solange der Auslöser angedrückt ist. Beim Durchdrücken des Auslösers erfolgt die Belichtung, auch wenn sich das Motiv in diesem Moment nicht in der Schärfe befindet, was wir allerdings nur selten erlebten. Wenn sich das Motiv bewegt, wird die Schärfe nachgeführt, was besonders für Serien wichtig ist.

 

AI Focus bedeutet, dass die Kamera von sich erkennt, ob es sich um ein ruhendes Motiv handelt, oder um eines, das sich bewegt. Situationsbedingt wechselt sie dann zwischen den beiden anderen Betriebsarten.

Im One Shot-Modus wird das / werden die AF-Messfelder angezeigt, die für die Scharfstellung herangezogen werden, indem ihr Rahmen im Sucherbild rot aufleuchtet. Dabei fiel auf, dass ein roter diffuser Fleck oberhalb des oberen Messfeldes aufleuchtete, sobald dessen Rahmen rot angezeigt wurde. Vermutlich handelt es sich um eine Spiegelung, die aber keinen Einfluss auf die Aufnahme hatte. Wenn, etwa bei Nachtaufnahmen, das Aufleuchten der Messfeldrahmen stört, kann man es abschalten (C.Fn III/4).

Der Autofokus arbeitet schnell, präzise und mit USM-Objektiven sehr sehr leise. Bei Blende 2,8, 1/30 Sek. und ISO 1600 (das entspricht Blende 2,8, 1 Sek. bei ISO 100 – also schlechten Lichtverhältnissen) war es mit dem EF 2,8/24-70 mm bei längster Brennweite möglich, auf die Augen eines Modells scharfzustellen. Ein 2,8er mit längerer Brennweite war leider nicht verfügbar.

Auch die Schärfennachführung klappt sehr gut. In ersten Versuchen konnten wir ein Fahrzeug in der Schärfe halten, das mit 80 km/h im spitzen Winkel auf die Kamera zukam. Ab etwa 15 m Abstand wurden die Bilder unscharf. Dann wurde der Regen stärker und wir brachen den Versuch ab.

Ein interessantes Ausstattungsdetail steckt hinter C.Fn III/8 – die Feinabstimmung des Autofokus. Wenn es mit einem Objektiv Probleme gibt, kann man den Schärfenpunkt in kleinsten Schritten vor oder zurück verlagern und mit Testaufnahmen bei ganz offener Blende feststellen, welches die optimale Einstellung ist. Damit kann man selbst korrigierend eingreifen und muss die Kamera nicht zum Service senden.

Ein bisschen mehr zum Thema Autofokus gibt es im Abschnitt über die Live-View-Funktion.

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Serienbilder

Trotz der großen Datenmengen, die bearbeitet und auf die Karte geschrieben werden müssen, ist die EOS 5D Mark II flott unterwegs. Es gibt zwar schnellere Kameras, die für ausgewiesene Sport- oder Tierfotografen interessanter sind, aber alle anderen werden mit der Seriengeschwindigkeit der EOS 5D Mark II zufrieden sein.

Für den Serienbildtest haben wir eine UDMA-Karte sowie eine Nicht-UDMA-Karte eingesetzt. Wir belichteten ein durchschnittlich buntes Motiv unter Praxisbedingungen mit ISO 200 und 1/250 Sek. Verschlusszeit; alle Custom-Functions waren auf Standardwerte gesetzt und die Vignettierungskorrektur ausgeschaltet. Wie erzielten folgende Ergebnisse:

Lexar Professional UDMA 16 GB Compact Flash 300x Speed

  • 16 RAW-Aufnahmen in 3,9 Sek.; gespeichert 9,6 Sek. nach Serienende
  • 160 JPEG L in 41,3 Sek.; dann wurde die Serie abgebrochen; die Bilder waren sofort gespeichert
  • 8 RAW + JPEG L in 1,8 Sek.; gespeichert 9 Sek. nach Serienende

SanDisk Extreme III 16 GB ESP Technology

  • 14 RAW-Aufnahmen in 3,4 Sek.; gespeichert 21,3 Sek. nach Serienende
  • 97 JPEG L in 25,2 Sek.; gespeichert 22,4 Sek. nach Serienende
  • 8 RAW + JPEG L in 1,8 Sek.; gespeichert 19,4 Sek. nach Serienende

Angegeben ist, wie lange es dauerte, bis das erste Nachlassen der Geschwindigkeit zu bemerken war und wie lange es danach noch dauerte bis der Schreibvorgang auf der Speicherkarte abgeschlossen war. Bei der Lexar-Karte musste die JPEG L-Serie nach 160 Bildern abgebrochen werden, während bei der SanDisk das Klackern des Spiegels nach 97 Bildern langsamer wurde.

Das heißt, dass die von Canon versprochenen 3,9 Bilder erreicht, teils sogar minimal übertroffen wurden. Der Vorteil der UDMA-Karte zeigte sich bei der JPEG-Serie und der schnelleren Übertragung auf die Speicherkarte.

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Live-View

Live-View gehört inzwischen schon zur Grundausstattung einer D-SLR. Nach wie vor ist ein Reflexsucher in den meisten Situationen dem Monitor als Sucher vorzuziehen, aber es gibt eben Ausnahmen, in denen der Blick in den Sucher nur umständlich möglich ist. In all diesen Ausnahmesituationen ist ein schwenk- und drehbarer Monitor die beste Wahl – und gerade darüber verfügt die EOS 5D Mark II nicht. Allerdings macht es sich in der Praxis positiv bemerkbar, dass das Bild auch aus sehr flachen Winkeln hell und ohne Farbverfälschungen zu sehen ist. Der von Canon genannte Wert von 170° geht auf jeden Fall in Ordnung. Nur die Bildbeurteilung ist deutlich einfacher, wenn man sich den Monitor zurecht drehen kann.

Um die Live-View-Funktion nutzen zu können, muss sie zunächst im Menü aktiviert werden – aber nicht einfach so, sondern es gibt gleich noch ein paar Entscheidungen zu treffen. Will man nur Bilder machen oder ein Filmchen drehen und Bilder machen? Soll im Stehbildmodus nur das Bild auf dem Monitor angezeigt werden oder die Belichtungssimulation? Im Modus „Film plus Bild“ kommt noch die Movie-Anzeige als Option hinzu. Will man Gitter ins Monitorbild eingeblendet haben und wenn ja welches? Will man einen der beiden Geräuschlos-Modi nutzen oder darauf verzichten? Will man die Schärfe von der Automatik im Quick-Modus, im Live-Modus oder in Live-FaceDetection-Modus einstellen lassen? Sollen die Filme mit 1920 x 1080 Pixeln (Full HD) oder mit 640 x 480 Pixeln (VGA) aufgezeichnet werden? Soll Ton mit aufgezeichnet werden oder nicht?

 

Sind alle Entscheidungen gefallen, kann Live-View mit einem Druck auf den entsprechenden Knopf gestartet werden. Was das Objektiv sieht, wird nun auf dem Monitor darstellt – eine Gelegenheit mehr, sich an der hohen Auflösung und Farbtreue des 3-Zöllers zu freuen. Wer nun den Auslöser antippt, um die Schärfe einzustellen, erlebt eine herbe Enttäuschung, denn es tut sich nichts. Im Live-View-Betrieb wird die automatische Scharfstellung mit dem AF-ON-Knopf gestartet.

Je nachdem, für welche AF-Betriebsart man sich entschieden hat, geht die Scharfstellung schnell oder eher gemächlich vonstatten. Wer Live-View nur von einer Kompaktkamera kennt muss wissen, dass bei einer D-SLR-Kamera im „Normalbetrieb“ ein Spiegel vor dem Sensor das Licht in den Sucher umlenkt. Ein Teil des Lichts fällt durch eine teildurchlässige Stelle in der Mitte des Spiegels auf einen kleinen Spiegel, der Huckepack hinter dem großen angebracht ist. Der abgezweigte Teil des Lichts fällt auf den AF-Sensor im Boden der Kamera, wo die Schärfe per Phasendetektion ermittelt wird.

Für den Live-View-Betrieb muss der Spiegel hochgeklappt sein, damit das Licht den Sensor erreicht, und das Bild auf dem Monitor angezeigt werden kann. Das heißt, dass in diesem Moment kein Licht auf den AF-Sensor fällt.

Im Quick-AF-Modus wird der Spiegel für die Scharfstellung zurück in den Strahlengang geschwenkt. Der AF-Sensor sieht das Motiv einen winzigen Moment lang und es wird scharfgestellt. Dafür werden die bekannten AF-Messfelder herangezogen. Nach erfolgter Fokussierung klappt der Spiegel wieder nach oben und die Belichtung kann durch einen Druck auf den Auslöser erfolgen. Das geht sehr schnell, ist aber mit dem typischen Geräusch des klappenden Spiegels verbunden. Es kann durch die Wahl des Geräuschlos-Modus 1 minimiert werden. Geräuschlos-Modus 2 bewirkt, dass die Belichtung beim Druck auf den Auslöser stattfindet, dass dann die Kamerafunktionen aber „eingefroren“ werden, bis der Auslöser wieder losgelassen wird. Dadurch kann man steuern, in welchem Moment die Kamera leise zu hören ist.

Im Live-AF-Modus bleibt der Spiegel in der oberen Position und die Scharfstellung erfolgt nicht per Phasendetektion auf dem AF-Sensor, sondern per Kontrastdetektion auf dem Bildsensor. Das hat den Vorteil, dass man das Motiv immer im Blick hat und dass man das AF-Messfeld mit Hilfe des Multicontrollers in einem sehr großen Bereich des Bildes frei positionieren kann. Nur die Bildränder können nicht für die Fokussierung herangezogen werden. Beim Druck auf den AF-ON-Knopf beginnt die Scharfstellung, die je nach Helligkeit auch einmal drei oder vier Sekunden in Anspruch nehmen kann.

Im Live-AF-Modus mit Gesichtserkennung wird schon vor dem Scharfstellen erkannt, ob Gesichter im Bildfeld sind und sie werden mit Rahmen markiert. Bei mehreren erkannten Gesichtern kann man mit dem Multicontroller das aussuchen, auf das beim Druck auf den AF-ON-Knopf die Schärfe abgestimmt werden soll. Die Gesichtserkennung funktioniert mit den üblichen Einschränkungen (zu sehr zur Seite gedreht, schräg gehalten, verdeckt) sehr gut.

 

{jospagebreak_scroll title=Live-View /2}
Live-View ist am besten im Nahbereich oder bei Teleaufnahmen, wenn man die manuelle Scharfstellung wählt. Man platziert das frei bewegliche Messfeld über dem bildwichtigen Detail und lässt sich dieses durch Druck auf den Knopf „Lupe +“ 5x oder 10x vergrößert anzeigen. Dank der hohen Auflösung des Monitors kann man exakt zwischen scharf und unscharf unterscheiden – deutlich besser, als im Sucher. (Wenn es schon möglich ist, die Einstellscheiben zu wechseln – wieso gibt es dann keine mit Mikroprismenraster und Schnittbildindikator für die Fälle, in denen man manuell fokussieren möchte?)

 

Da schon vom präzisen Arbeiten die Rede ist: Hat man in den Live-View-Grundeinstellungen die Option „Belichtungssimulation“ gewählt, kann man nicht nur sehen, wie das Bild durch Belichtungskorrektur heller oder dunkler wird, sondern man kann sich auch ein Histogramm anzeigen lassen.

Live-View ist nicht nur über den Monitor der Kamera möglich, sondern auch über den Monitor des Rechners, an den die Kamera über das USB-Kabel angeschlossen ist. Bei Studioproduktionen ist das eine feine Sache. Die passende Software liefert Canon auf CD mit, wie auch den RAW-Konverter.

 
Live-View / Movie-Modus

Nur im Live-View-Betrieb lassen sich durch den Druck auf die Set-Taste Filme mit der EOS 5D Mark II drehen. Die hohe Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln, die Möglichkeit alle Wechselobjektive des großen EF-Systems und der freien Anbieter nutzen zu können, die schmale Schärfenzone, für die der große Sensor mitverantwortlich ist, und dass man jederzeit Fotos machen kann, wenn man ein Bild lieber so festhalten möchte – all das macht die neue EOS sehr attraktiv für alle, die sich auch dem Bewegtbild widmen möchten.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige Punkte, die nicht in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden sollten.

Da der Monitor als Sucher genutzt wird, kann man nur in der „Kompaktkamera-am-langen-Arm-Pose“ filmen, was einer ruhigen Bildführung nicht zuträglich ist. Abhilfe schafft ein Stativ, am besten nicht mit Kugelkopf, sondern mit 3-Wege-Videoneiger.

Die Scharfstellung ist zwar im Live-Modus möglich, aber wie oben schon angesprochen, mitunter sehr langsam, was bei der Filmvorführung stört. Manuelles Fokussieren ist theoretisch möglich, aber nur in sehr engen Grenzen zu empfehlen. Abhilfe: Objekte in verschiedenen Entfernungen immer nur in kurzen Sequenzen aufnehmen und jedes Mal neu fokussieren. Schwenks nur machen, wenn alle wichtigen Teile des Motivs in einigermaßen gleicher Entfernung sind. Kurze Brennweiten und deren verhältnismäßig große Schärfenzone nutzen.

Verschlusszeit und Blende können beim Filmen nicht verändert werden, aber die Beeinflussung der Belichtung ist über die Belichtungskorrekturfaktoren (Daumenrad) und mit Hilfe der Messwertspeicherung (Speicherknopf) möglich.

Die Tonaufzeichnung erfolgt über das eingebaute Mikrofon nur im Mono-Modus und Kamerageräusche (Bildstabilisator) werden mit aufgenommen. Abhilfe: Ein externes Stereo-Mikrofon an die eingebaute Buchse anschließen.

Durch einen Druck auf den Auslöser kann man jederzeit ein Foto machen, die Filmaufnahme wird für eine Sekunde unterbrochen. Abhilfe: Keine. Man muss schnell entscheiden, was wichtiger ist …

Die Länge der Filmaufnahmen ist laut technischen Daten auf 4 GByte oder 29 Minuten 59 Sek. begrenzt. Wir haben das nicht überprüft.

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Nachtrag zum Thema Akku

Nach 1013 Auslösungen, darunter viele mit Live-View und etliche Movie-Aufnahmen, sowie viel Anschauen auf dem Monitor und viel Herumprobieren zeigte der Akku blinkend an, dass nur noch 9 % der Kapazität zur Verfügung stünden und Nachladen angesagt sei. Das ist ein ausgezeichneter Wert. Nach rund zwei Stunden war der Akku wieder auf 100 %.

Leistung

Da dieser Bericht in drei Folgen erschien, gab es nach Teil 2 einen „Zwischenstand“. Der wurde nun ein bisschen ausgeweitet und aktualisiert.

Das Gehäuse der EOS 5D Mark II macht einen sehr guten, soliden Eindruck, aber den kennt man schon von der EOS 5D. Bei Schneenieseln hielten Kamera und Objektiv stand, nur die Bilder wurden leider einfach gräulich – vielleicht ergibt sich noch einmal die Möglichkeit, unter ähnlichen Bedingungen vorzeigbare Motive ins Bild zu bekommen.

Der große Sucher macht viel Freude (das gilt auch für andere Vollformatmodelle).

Belichtungsmessung und -steuerung der EOS 5D Mark II gaben während der kurzen Probezeit zu keiner Kritik Anlass. Dass wir bei Mehrfeldmessung für diesen überwiegend dunklen Aufbau eine Belichtungskorrektur von -1 EV einstellen mussten, ist normal.

Die Extras wie Tonwertpriorität

und Belichtungsoptimierung können, wo sie gebraucht werden, überzeugen.

Die Farbwiedergabe ist auf unseren kalibrierten Monitoren und in Ausdrucken sehr gut. Hauttöne kommen angenehm neutral, Pflanzengrün ist natürlich und laut Farbtafel ist auch Himmelblau kein Problem. Leider konnten wir das nicht am Original überprüfen. Sollten wir die Testkamera noch haben, wenn wieder einmal blauer Himmel zu sehen ist, werden wir entsprechende Bilder in die Galerie stellen.

Auf die Weißabgleichsautomatik ist Verlass, außer dass sie bei Glühlampenlicht zu warmer, gelblicher Wiedergabe des Motivs führt – ein weit verbreitetes, wenn nicht sogar überall anzutreffendes Phänomen. Dank der Farbkorrekturen und Bildstile ist es kein Problem, Farben so ins Bild zu bekommen, wie man selbst oder ein Auftraggeber es möchte oder braucht.

Der Autofokus ist sehr schnell und sehr sicher, wenn man vom Live-Modus absieht. Aber dafür macht die manuelle Scharfstellung im Live-View-Betrieb bei eingeschalteter Monitorlupe viel Freude.

Trotz der großen Bilddaten ist die EOS 5D Mark II flott unterwegs und hält das 3,9-Bilder-pro-Sekunde-Versprechen der technischen Daten ein.

Die Movie-Funktion bringt, wenn man alles richtig macht und alle Fallstricke meidet, qualitativ hochwertige Filme. Aber schon der fehlende schnelle AF sorgt dafür, dass die EOS 5D Mark II nicht zum Ersatz für die Videokamera wird, wenn man mehr als immer wieder einmal einige „Schnappvideos“ machen möchte.

Zusammen mit dem Setzoom EF 4/24-105 mm L IS UMS bringt die EOS 5D Mark II in den Grundeinstellungen sehr scharfe Bilder mit sehr guten Kontrasten hervor, auch wenn man nur die JEPGs betrachtet. Eine etwas weiche Wiedergabe war bei unsrern Testaufnahmen nur in den Bildecken bei offener Blende zu finden, was aber nur bei Motiven störte, die die ganze Bildfläche einnahmen. Abblenden bringt eine Steigerung der Abbildungsleistung. Betrachtet man den Brennweitenbereich, so sind die kurzen Brennweiten etwas besser als die langen. Bei Blende 8 und 11 ist die Leistung über die Bildfläche und den Brennweitenbereich am besten.

{jospagebreak_scroll title=Leistung /2}

Eine leichte Nachbearbeitung von RAW-Aufnahmen im mitgelieferten RAW-Konverter Canon Photo Professional 3.5.1.0 brachte eine weitere Steigerung der Qualität, so dass an den Bildern nichts auszusetzen war.

Über die Vignettierung des 24-105 mm ist schlecht etwas zu sagen, denn die automatische Vignettierungskorrektur arbeitet sehr zuverlässig.

Die Verzeichnung ist im Weitwinkelbereich tonnenförmig und geht ab etwa 35 mm in leichte kissenförmige Verzeichnung über.

Farbsäume treten kaum auf – wenn, dann findet man sie in Bildern, die mit längster oder kürzester Brennweite entstanden.

 

Allerdings muss man auch mit diesen sehr geringen Beeinträchtigungen nicht leben, wenn man die Bilder im RAW-Format macht und in Canon Photo Professional die entsprechenden Korrekturwerkzeuge nutzt.

Obwohl der Sensor der EOS 5D Mark II mit 21,1 MPix rund 65 % mehr Bildpunkte aufweist, als der Sensor der EOS 5D, zeigt ein erster Vergleich mit Bildern aus den EOS 5D, dass das Rauschverhalten nicht schlechter geworden ist – vor allem, wenn man die Bilder aus der EOS 5D auf 5616 x 3744 Pixel vergrößert.

Alle ISO-Werte von 50 bis 800 sind jederzeit alltagstauglich. Das geringe Rauschen, das man in ISO-1600-Bildern sieht, wenn man den entsprechend kleinen Ausschnitt bei 100-Prozent-Darstellung auf dem Monitor betrachtet, ist in A4-Drucken nicht zu sehen, und auch ISO 3200 und 6400 sind nicht sehr belastet.

Selbst die hohen Werte lassen sich sinnvoll nutzen. Wir haben Bilder, die mit ISO 12.800 und ISO 25.600 gemacht wurden, ausgedruckt. ISO 12.800 lässt sich bis A4, ISO 25.600 bis A5 noch gut nutzen. Gegebenenfalls müssen die Farben etwas nachgebessert werden, da sie flauer werden.

Und als Reporter kann man mit ISO 12.800 und 25.600 Bilder machen, die am nächsten Tag groß in der Tageszeitung zu sehen sind, wenn sie im richtigen Moment entstanden.

Zwischenbemerkung, die nicht nur zur EOS 5D Mark II passt: Obwohl eben die Rede vom Rauschen bei hohen ISO-Werten war, wird es in meinen Augen deutlich überbewertet. Oder laufen alle Fotografen nur „zwischen Dunkelheit und Siehst-nix-mehr“ herum, um Schnappschüsse aus freier Hand beim Licht einer trüben Straßenlaterne zu machen? Dann habe ich einen Trend verschlafen … Abgesehen davon gehöre ich noch zur Filmgeneration, die sich glücklich schätzte, als 400er-Filme aufkamen, die eine ordentliche Qualität hatten, von denen man aber wusste, dass sie trotzdem körniger sind als 100er Filme. Außerdem gehe ich davon aus, dass es sich herumgesprochen hat, dass das Stativ erfunden worden ist und dass man Bilder „entrauschen“ kann.

Wie dem auch sei – in den Galerien zur EOS 5D Mark II finden Sie Bilder in voller Größe, die mit unterschiedlichen ISO-Werten aufgenommen wurden, und Sie können sich selbst ein Urteil bilden.

{jospagebreak_scroll title=Fazit}

Alles in allem

 

Die EOS 5D Mark II ist ein würdiger Nachfolger der EOS 5D und empfiehlt sich auch als Zweitkamera neben einem der EOS-1D-Modelle. Der Umstieg von der EOS 5D lohnt sich, wenn man neueste Technik nutzen möchte (z. B. Super-Monitor, Live-View, Staubschutz, Movie-Funktion) oder auf höchste Empfindlichkeiten Wert legt oder noch größere Bilder und/oder Ausschnittsvergrößerungen nutzen möchte, als mit der EOS 5D ohnehin schon möglich sind.

Sehr empfehlenswert
10/10 Punkte

PS: Mehr Bilder finden Sie in den Galerien zur EOS 5D Mark II, die im Laufe der Woche noch erweitert werden. Drücken Sie uns die Daumen für ein bisschen schöneres Wetter, denn diese Kamera hat es nicht verdient, immer im Trüben zu fotografieren.